Der Himmel im April
Die Sonne
Im April steigt die Mittagshöhe der Sonne im Laufe des Monats von knapp 45° auf 55°. Solche Einstrahlungswinkel sind auch typisch für Mitte August bis Anfang September. Dass die Temperaturen nur selten sommerliche Werte erreichen, liegt an der abgekühlten Oberfläche der Nordhalbkugel. Diese muss durch die Sonne erst erwärmt werden, um dann die darüber lagernde Luft zu erwärmen. Die Sonne geht am 01.04. um 6:56 Uhr auf und 19:52 Uhr unter (MESZ). Am 30.04. ist Sonnenaufgang 5:58 Uhr und Sonnenuntergang 20:37 Uhr (MESZ). Über die Sonne und damit verbundene regen Sonnenaktivitäten informiert aktuell die Internetseite http://www.sonnen-sturm.info .
Der Mond
Am 05.04. steht der Mond im ersten Viertel, am 13.04. ist Vollmond, am 21.04. zeigt sich der Mond im letzten Viertel und am 27.04. ist Neumond. Interessante Planeten-Mond-Konstellation ergeben sich an folgenden Tagen: 2. April und 30. April – Mond bei Jupiter (Abendhimmel), 5. April – Mond bei Mars (Abendhimmel), 25. April – Mond bei Venus (Morgenhimmel).
Gut zu beobachtende Planeten
Venus taucht nach dem Durchlaufen der unteren Konjunktion als strahlender Planet (scheinbare Helligkeit ca. -4,5m) wieder am Morgenhimmel auf. Unsere Nachbarin zeigt sich im Sternbild Fische und im Teleskop wandelt sie sich im Laufe des Monats von einer großen schmalen Sichel zu einem kleineren fast halb beleuchteten Objekt.
Mars ist am Abendhimmel gut beobachtbar und wechselt vom Sternbild Zwillinge in das Sternbild Krebs. Seine scheinbare Helligkeit nimmt im Laufe des Monats auf ca. 1m ab. Die besten Beobachtungszeiten liegen hinter uns. Im Teleskop ist der rote Planet nur noch ein unspektakuläres Scheibchen.
Jupiter, im Sternbild Stier, bleibt der auffälligste Planet am Abendhimmel. Seine scheinbare Helligkeit liegt immer noch bei ca. -2m. Im Teleskop sind das Wechselspiel der vier Galileischen Monde, die Wolkenstreifen und Abplattung des größten Planeten unseres Sonnensystems gut sichtbar. Seinen Untergang verlagert Jupiter in die Zeit um Mitternacht (MESZ).
Sterne und Sternbilder am Abendhimmel – besonders lohnende Objekte (Auswahl)
Die Wintersternbilder verabschieden sich im Westen. Am längsten sichtbar bleiben Fuhrmann, Zwillinge und Kleiner Hund. Die Frühlingssternbilder Krebs, Löwe, Jungfrau und Bärenhüter (Bootes) beherrschen nun den Nachthimmel.
Tipp 1: Sternbedeckungen durch den Mond. Am 1. April zieht die schmale Sichel des zunehmenden Mondes ab 22:30 MESZ durch den offenen Sternhaufen der Plejaden und bedeckt mehrere helle Sterne. Da das Ereignis relativ horizontnah stattfindet ist ein Fernglas für die Beobachtung hilfreich.
Tipp 2: Das Frühlingsdreieck bestehend aus den Sternen Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bärenhüter prägt den Anblick im Süden. Diese Sterne sind sehr verschieden. Arktur gehört zu den fünf hellsten Sternen am irdischen Nachthimmel und ist ein Roter Riesenstern im letzten Lebensstadium. Mittlerweile hat er sich zum 22-fachem Sonnendurchmesser aufgebläht, und seine Leuchtkraft beträgt das 200-fache der Sonnenleuchtkraft. Mit 37 LJ Entfernung ist er der nächstgelegene Himmelskörper dieses Typs. Seine Oberflächentemperatur liegt bei ca. 4.300 K, deshalb erscheint er auch gelborange am Nachthimmel. Vermutlich gehört Arktur zu den Sternen der Population II und ist damit fast doppelt so alt wie unsere Sonne. Spica ist Teil eines komplett anderen Sternentypus. Hier handelt es sich um ein sehr enges und heißes Doppelsternsystem. Komponente 1 von Spica erreicht eine Oberflächentemperatur von zirka 22.000 K, die 13.500-fache Sonnenleuchtkraft und 11-fache Sonnenmasse. Komponente 2 kommt immerhin auf eine Oberflächentemperatur von zirka 18.000 K, 1.700-fache Sonnenleuchtkraft und 7-fache Sonnenmasse. Zum Vergleich: die Sonne hat eine Oberflächentemperatur von 5.800 K. Das System ist zirka 260 LJ entfernt. Aufgrund der großen Masse und der enormen Leuchtkraft werden die Sterne nie das Alter der Sonne oder von Arktur erreichen. Die Prognose für die Gesamtlebensdauer des Systems liegt etwa bei 10 Millionen Jahren. Das Doppelsternsystem lässt sich mit Amateurteleskoptechnik nicht trennen. Regulus bedeute „Kleiner König“ und ist ein Mehrfachsternsystem. Die Entfernung zur Sonne beträgt zirka 78 LJ. Das 50 Millionen Jahre junge System gehört zur Spektralklasse B 7 und hat eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von 13.000 K. Regulus leuchtet blauweiß und besitzt ungefähr das 140-fache der Sonnenleuchtkraft. Im Teleskop lassen sich zwei farblich leicht unterschiedliche Komponenten (A 1,4m bläulich/ B 7,9m weiß) gut trennen.
Tipp 3: Das unspektakuläre Sternbild Krebs bietet für den Feldstecher einen spektakulären offenen Sternhaufen M 44 (Praesepe). Dieser für Fernglasbeobachter leicht zu findende Haufen zeigt gut ein Dutzend Sterne und liegt mit einer Entfernung von rund 610 Lichtjahren relativ sonnennah. Das Objekt ist im Vergleich zur Sonne mit rund 800 Millionen Jahren relativ jung.
Tipp 4: Der Kugelsternhaufen M 5 gehört mit 10 Milliarden Jahren zu den alten Objekten in Milchstraßennähe. Seine Entfernung wird auf etwa 27.000 Lichtjahre geschätzt. Er findet sich zwischen dem Kopf der Schlange und dem Sternbild Bärenhüter. Mit einem Fernglas ist er als kleines Wölkchen erkennbar, im Teleskop entwickelt er seine volle Pracht.
Tipp 5: Der Frühlingshimmel eignet sich besonders gut zur Beobachtung ferner Welten (Galaxien). Dafür benötigt man mondlose Nächte, dunklen Himmel ohne Lichtverschmutzung und ein Teleskop mit großer Öffnung. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, eröffnet sich eine besondere Welt im lichtschwachen Sternbild Haar der Berenike sowie den Sternbildern Löwe und Jungfrau. Hier „häufen“ sich Galaxien, da keine Gas- und Staubwolken der Milchstraße die Sicht in die Tiefen des Universums behindern. Der Blick fällt u.a. auf die Mitglieder des Virgo-Haufens, der rund 55 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt liegt und gleichzeitig das Zentrum des Virgo-Superhaufens darstellt, zudem auch die Lokale Gruppe (unser Galaxienhaufen mit Milchstraße und Andromedanebel) gehört. Hier ausprobieren: Galaxienanhäufung um M 87 und die elliptische Galaxie M 49. Ebenfalls lohnend im Sternbild Haar der Berenike der offene Sternhaufen Coma-Haufen (Mel 111, dafür genügt schon ein Opernglas) und der Kugelsternhaufen M 53.
Tipp 6: M 37 ist der hellste, größte und sternenreichste Sternhaufen im Sternbild Fuhrmann. Bereits mit einem Feldstecher 10x50 als Haufen erkennbar, entfaltet M37 im Teleskop ab 100mm Öffnung seine volle Pracht. Lohnend!
Tipp 7: Zwischen den Sternbildern Bärenhüter und Jagdhunde liegt der Kugelsternhaufen M 3. Der 33.000 LJ entfernte Haufen besitzt einen Durchmesser von 190 LJ und ist sehr sternenreich. Ab 200 mm Teleskopöffnung zeigt er sich von seiner spektakulären Seite.
Tipp 8: Doppelsternsysteme, also Sterne mit einem gravitativ gebundenen Partner, sind im Universum häufig anzutreffen (mindestens 50% aller Sterne). Die meisten sind nur mit dem Teleskop trennbar. Ein schönes Beispiel ist der Stern Gamma (Algieba) im Sternbild Löwe (Komponente A 2,3m/ Komponente B 3,5m, beide weißgelb, nahe Distanz). Aber auch Regulus im Sternbild Löwe lässt sich in zwei unterschiedliche helle Komponenten trennen. Auch Castor im Sternbild Zwillinge ist ein sehenswertes Doppelsternsystem.
Tipp 9: Teleskopbesitzer sollten im April mondarme Nächte nutzen um nach den Spiralgalaxien M 81 und M 82 im Sternbild Großer Bär Ausschau zu halten. Das Galaxienpaar ist ca. 12 Millionen LJ von uns entfernt und zeigt eine Galaxie in Kantenlage mit asymmetrischer Helligkeitsverteilung („Zigarrengalaxie“) und eine Galaxie mit hellem rundem Zentralgebiet in Schräglage. Die Spiralarme zeigen sich leider nur auf Fotos. Trotzdem schön.