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Der Himmel im Juni

Die Sonne

Die Sommersonnenwende tritt ein. Am 20.06. passiert die Sonne 21:51 Uhr MEZ den Gipfel ihrer Jahresbahn und erreicht gleichzeitig ihren mittäglichen Höchststand über dem Horizont von 63,4°. Der astronomische Sommer beginnt. Die Sonne geht am 01.06. um 5:16 Uhr auf und 21:21 Uhr unter (MESZ). Am 30.06. ist Sonnenaufgang 5:15 Uhr und Sonnenuntergang 21:33 Uhr (MESZ). Aufgrund der späten Sonnenuntergänge ist eine abendliche Beobachtung erst ab zirka 23:00 MESZ möglich. Bereits gegen 3:30 Uhr (MESZ) beginnt die Morgendämmerung.

Sonnenbeobachter sind derzeit eindeutig im Vorteil. Die aktive Sonne zeigt fast täglich größere Flecken und Fleckengruppen sowie Protuberanzen. Zudem trafen in den letzten Wochen immer wieder Sonnenstürme aufgrund von heftigen Sonneneruptionen die Erde und Polarlichter waren bis in unsere Region zu beobachten. Im Mai wurden Polarlichter außerordentlich gut über Rudolstadt gesichtet und die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich das Ereignis wiederholt.

Hier nochmal die wichtigsten Informationen zur Polarlichtbeobachtung. In der Regel sind Polarlichter in Deutschland nur selten mit den bloßen Augen beobachtbar. Auch ein Teleskop hilft wenig. Beobachter müssen ein Handy bzw. eine Kamera als Hilfsmittel nutzen. Der Kamerasensor ist deutlich empfindlicher als das menschliche Auge und kann mögliche Polarlichter aufzeichnen. Dazu sollte die Kamera auf ein Stativ montiert und nach Norden ausgerichtet werden. Ein dunkler Standort mit freier Sicht und ein Weitwinkelobjektiv sind vorteilhaft. Die Belichtungszeit sollte 30 Sekunden nicht überschreiten, da ansonsten die Sterne zu Strichen verlaufen. Lohnend sind auch Serienaufnahmen, die anschließend mit einer kostenlosen Stacking-Software verrechnet werden können. Die ISO-Zahl sollte so gewählt werden, dass die Bilder möglichst wenig rauschen. Kameras mit größeren Sensoren sind diesbezüglich vorteilhaft. Aber es kann auch, wie die Fotos zeigen, mit dem Smartphone funktionieren. Ein notwendiges Hilfsmittel sind Apps mit seriöser Polarlichtvorhersage, z.B. Aurora. Sollte der Polarlichtindex deutlich steigen, dann kann man nur auf gutes Wetter hoffen und den Versuch starten, Polarlichter „einzufangen“. Der Erfolg ist aber nicht vorprogrammiert. Die zahlreichen Bilder im Netz zu Polarlichtern in Deutschland entstanden unter günstigen Umständen. Alle Informationen zur Sonne im Internet unter: http://www.sonnen-sturm.info .

Der Mond

Am 06.06. ist Neumond, am 14.06. steht der Mond im ersten Viertel, am 22.06. ist Vollmond und am 28.06. zeigt sich der Mond im letzten Viertel. Die einzige interessanteste Planeten-Mond-Konstellation stellen sich am 27.06. (Mond bei Saturn/ Mitternacht) ein.

Gut zu beobachtende Planeten

Auch im Juni herrscht noch größtenteils Planetenflaute.

Mars steht am östlichen Morgenhimmel und wechselt vom Sternbild Fische in das Sternbild Widder, ist aber noch kein lohnendes Beobachtungsobjekt.

Jupiter findet sich im Sternbild Stier und ist ab Monatsmitte in der Morgendämmerung aufspürbar. Lohnend ist die Beobachtung auch hier nicht.

Saturn als Planet der zweiten Nachthälfte ist der einzige Planet dessen Beobachtung im Teleskop etwas bringt. Der Ringplanet findet sich im Sternbild Wassermann und steigert seine scheinbare Helligkeit leicht auf 0,9m.

Sterne und Sternbilder am Abendhimmel – besonders lohnende Objekte (Auswahl)

Die Frühlingssternbilder Krebs, Löwe, Jungfrau und Bärenhüter (Bootes) beherrschen den südwestlichen Abendhimmel. Der östlichen Abendhimmel gehört den Sommersternbildern mit Leier, Schwan und Adler. Dazwischen liegen die interessanten Sternbilder Nördliche Krone, Herkules sowie Schlange und Schlangenträger. Tief im Süden zeigt sich der Skorpion in der südlichen Milchstraße.

Tipp 1: Das Frühlingsdreieck bestehend aus den Sternen Regulus im Löwen, Spica in der Jungfrau und Arktur im Bärenhüter prägt den Anblick im Süden. Diese Sterne sind sehr verschieden. Arktur gehört zu den fünf hellsten Sternen am irdischen Nachthimmel und ist ein Roter Riesenstern im letzten Lebensstadium. Mittlerweile hat er sich zum 22-fachem Sonnendurchmesser aufgebläht, und seine Leuchtkraft beträgt das 200-fache der Sonnenleuchtkraft. Mit 37 LJ Entfernung ist er der nächstgelegene Himmelskörper dieses Typs. Seine Oberflächentemperatur liegt bei ca. 4.300 K, deshalb erscheint er auch gelborange am Nachthimmel. Vermutlich gehört Arktur zu den Sternen der Population II und ist damit fast doppelt so alt wie unsere Sonne. Spica ist Teil eines komplett anderen Sternentypus. Hier handelt es sich um ein sehr enges und heißes Doppelsternsystem. Komponente 1 von Spica erreicht eine Oberflächentemperatur von zirka 22.000 K, die 13.500-fache Sonnenleuchtkraft und 11-fache Sonnenmasse. Komponente 2 kommt immerhin auf eine Oberflächentemperatur von zirka 18.000 K, 1.700-fache Sonnenleuchtkraft und 7-fache Sonnenmasse. Zum Vergleich: die Sonne hat eine Oberflächentemperatur von 5.800 K. Das System ist zirka 260 LJ entfernt. Aufgrund der großen Masse und der enormen Leuchtkraft werden die Sterne nie das Alter der Sonne oder von Arktur erreichen. Die Prognose für die Gesamtlebensdauer des Systems liegt etwa bei 10 Millionen Jahren. Das Doppelsternsystem lässt sich mit Amateurteleskoptechnik nicht trennen. Regulus bedeute „Kleiner König“ und ist ein Mehrfachsternsystem. Die Entfernung zur Sonne beträgt zirka 78 LJ. Das 50 Millionen Jahre junge System gehört zur Spektralklasse B 7 und hat eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von 13.000 K. Regulus leuchtet blauweiß und besitzt ungefähr das 140-fache der Sonnenleuchtkraft. Im Teleskop lassen sich zwei farblich leicht unterschiedliche Komponenten (A 1,4m bläulich/ B 7,9m weiß) gut trennen.

Tipp 2: Kugelsternhaufen beobachten! Der Kugelsternhaufen M 5 gehört mit 10 Milliarden Jahren zu den alten Objekten in Milchstraßennähe. Seine Entfernung wird auf etwa 27.000 Lichtjahre geschätzt. Er findet sich zwischen dem Kopf der Schlange und dem Sternbild Bärenhüter. Mit einem Fernglas ist er als kleines Wölkchen erkennbar, im Teleskop entwickelt er seine volle Pracht. Auch nicht entgehen lassen sollte man sich hoch im Südosten das Sternbild Herkules. Hier findet man den spektakulären Kugelsternhaufen M 13, der zirka 25.000 Lichtjahre von uns entfernt liegt. Das geschätzte Alter des Haufens liegt bei ebenfalls10 Milliarden Jahren und er besteht aus rund einer Millionen Sterne. M 13 gilt als größter und hellster Kugelsternhaufen des nördlichen Nachthimmels. Zwischen den Sternbildern Bärenhüter und Jagdhunde liegt der Kugelsternhaufen M 3. Der 34.000 LJ entfernte Haufen besitzt einen Durchmesser von 190 LJ und ist sehr sternenreich. Ab 200 mm Teleskopöffnung zeigt er sich von seiner spektakulären Seite. Unweit von Antares findet sich der Kugelsternhaufen M 4. Schon im kleinen Teleskop zeigen sich viele Einzelsterne. Der Haufen liegt für einen Kugelsternhaufen mit 5600 Lichtjahren vergleichsweise nahe, gehört aber mit 55 Lichtjahren Durchmesser eher zu den kleineren Vertretern seiner Art. Sein Alter liegt bei zirka 12 Milliarden Jahren.

Tipp 3: Attraktive Doppelsterne: Albireo. Der zweithellste Stern im Sternbild Schwan ist problemlos mit bloßem Auge sichtbar und zeigt sich schon in kleinen Teleskopen als Sternenpaar mit deutlichem Farbkontrast. Ebenfalls ein deutlicher Farbkontrast findet sich beim Doppelsternsystem 95 Herculis (95 Her) im Sternbild Herkules. Porrima in der Jungfrau zeigt im Teleskop zwei gleich helle weiße Sterne. Der echte Doppelstern ist knapp 40 Lichtjahre entfernt und die Komponenten umlaufen den gemeinsamen Masseschwerpunkt (Baryzentrum) in zirka 170 Jahren.

Tipp 4: Der Juni bietet die gute Gelegenheit, nach Antares im Skorpion Ausschau zu halten. Die Sicht nach Süden sollte allerdings frei sein, da der Stern relativ horizontnah steht. Der rotorange leuchtende Stern ist rund 550 Lichtjahre entfernt und zählt zur Klasse der roten Überriesen. Seine Leuchtkraft übertrifft, trotz niedriger Oberflächentemperatur von nur 3000K, die der Sonne um das 40.000-fache und sein Durchmesser würde, übertragen auf unser Sonnensystem, über die Erdbahn hinausragen. Antares ist in der letzten Entwicklungsphase eines Sterns angelangt und wird wahrscheinlich, aufgrund seiner gigantischen Masse (12x Sonnenmasse), als Supernova enden. Sollte dieses Ereignis eintreten, würde sich die Sternenhelligkeit auf Vollmondhelligkeit steigern.