Paperdresses - Barockmode reloaded | 08/2024
Paperdresses | Mathilda Schiller
Eine Auseinandersetzung mit der Mode aus der Gründungszeit unseres Gymnasiums
Im Rahmen unseres Kunstunterrichts in Klassenstufe 11 haben wir uns mit dem Thema Modedesign befasst. In der künstlerisch-praktischen Arbeitsphase konzentrierten wir uns auf die Mode des Barock, denn in diesem Schuljahr steht die 360-Jahr-Feier unseres Gymnasiums an, welches in der Epoche des Barock gegründet wurde. Hierzu bekamen wir die Aufgabe, in Kleingruppen ein tragbares, barockes Outfit zu entwerfen und umzusetzen.
Es wurde uns freigestellt, ob es Damen– bzw. Herrenmode sein würde, solange man Merkmale barocker Gewandungen aufgreifen würde. Zuvor hatten wir schon Erfahrungen sammeln und Schnitte erproben können, indem wir Barockmode an einer kleinen Puppe entwarfen.
Die größte Herausforderung dieser praktischen Aufgabe war zweifellos, dass das Kleidungsstück vollständig aus braunem Packpapier gestaltet werden sollte, welches uns auf großen Rollen von der Papierfabrik JASS zur Verfügung gestellt wurde. Lediglich als Akzente durften andere Papierqualitäten in den Farben Schwarz und Weiß von uns angefügt werden.
Das Kleidungsstück sollte tragbar sein, um es eventuell bei Festveranstaltungen im Rahmen des Schuljubiläums präsentieren zu können. Für unser Kleidungsstück wählten wir Fridas Entwurf, ein Kleid, das alle Merkmale barocker Pracht in sich vereint: Poschen/Pocket Hoops, Korsett, verspieltes Dekor. Jedoch stießen wir durch unsere Internetrecherche auf eine Modenschau von Moschino, welche kurze, an der Mode des Rokoko orientierte Kleider vorstellte. Wir waren so beeindruckt, dass wir uns dazu entschieden, ein kurzes Kleid zu entwerfen. Das Kleid sollte einen V-Ausschnitt haben, welcher sich bis zum Übergang in den Rock hinzieht und das Muster vom Ausschnitt wieder aufnimmt. Das Muster sollten gefaltete Rosen bilden. Auch die Anregung für das Grundgestell unseres Rockes holten wir uns aus dem Internet: ein an den Hüften breites Holzgestell, sog. Poschen, um dem Kleid die typische, barocke Form zu verleihen.
Das Problem der Tragbarkeit bereitete unserem gesamten Kurs Kopfzerbrechen, doch wir fanden schnell eine Lösung, indem wir eine Art Gürtel verwendeten, an dem wir das Rock-Grundgestell befestigen würden. Die Stöcke für die Poschen wurden uns von Fridas Mama spendiert, zufällig hatte sie tatsächlich noch Weidenstöcke übrig. Wir legten sie in Wasser ein, um sie biegsam zu machen. Unser größtes Problem war es, beide Seiten der Hüften in der Waage zu halten, da die Poschen immer auf einer Seite herunterhingen. Durch das Einarbeiten weiterer Weidenstöcke sowie durch die Straffung einiger unserer Stricke löste sich aber auch dieses Problem.
Unser nächster Schritt war die Gestaltung des Rockes durch eine sehr aufwändige Faltung, da wir zweimal beginnen mussten. Bei unserem ersten Versuch stellten wir fest, dass das JASS-Papier aufgrund der großen Faltung immer wieder einriss. Wir mussten experimentieren und erproben und somit verbrachten wir einen Sonntag damit, in stundenlanger Arbeit kleine Faltungen zu machen. Tatsächlich zahlte sich dieser Aufwand aus und der Papierrock legte sich beinahe perfekt über das Gestell.
Unsere Idee von einer zweiten „Stoff“-Schicht mit einem anderen Muster behielten wir bei, um dem Kleid mehr Raffinesse zu verleihen. Hierfür wählten wir eine neue Falttechnik, um die Wirkung einer anders gemusterten Stofflichkeit zu erzielen. Wir wählten ein eine leichtere Papierqualität in Weiß und legten damit auch unsere Aktzentfarbe fest. Wir mussten eine Lösung finden, die zweite Papierschicht auf dem Gestell zu befestigen. Die rettende Idee war schlussendlich, die zweite, weiße Schicht mit Druckknöpfen zu befestigen. Somit konnten wir das Kleid leicht anziehen und gleichzeitig war es ein geschlossener Rock.
Zuletzt beschäftigten wir uns mit unserem Oberteil für den Paper Dress. Die erste Herausforderung war das Fertigen eines Grundgestells für unser Korsett. Von einer anderen Gruppe unseres Kunstkurses haben wir uns die Idee hierfür abgeschaut. Als Model wählten wir meinen Oberkörper. Zuerst wickelten wir eine dicke Schicht Frischhaltefolie um mich, um die Kleidung und Haut zu schützen. Dann begannen wir mit Kleister einzelne Zeitungsstreifen darum festzukleistern. Nach ca. sieben Schichten begannen wir mit dem Trocknen. Um die Zeitung zu verdecken tackerten wir nach der Trocknung das Jasspapier außer an der Stelle des geplanten Ausschnittes an. Um dem Korsett seinen verspielten und üppig dekorierten barocken Look zu verleihen, brachten wir nun einzelne kleine Fächer immer abwechselnd nach oben und unten geöffnet, an. Somit ergab sich auch direkt die Form des V-Ausschnitts.
Da wir unsere Anfangsidee eines Papierrosendekor nicht ganz fallen lassen wollten, befestigten wir am Saum des Ausschnitts doch noch einige, um einen weicheren Übergang zu schaffen. Am hinteren Teil des Korsetts, welchen wir ursprünglich aufgeschnitten hatten, befestigten wir Metallösen, um das Korsett enger zubinden zu können.
Den letzten Schliff bekam das Kleid durch die Ärmel. Diese hielten wir so schmal wie in Fridas Skizze. Wir formten sie aus zwei einfachen Papierstreifen, die wir innen am Korsett befestigten. Dazu brachten wir auf Höhe der Schultern zwei kleine weiße Papierschleifen an, um die Verspieltheit und Detailverliebtheit des Barock aufzunehmen.
Von Beginn an war es unser Ziel, ein Kleid zu entwerfen, mit welchem wir die Mode des Barock aufgreifen, aber gleichzeitig wollten wir etwas Außergewöhnliches schaffen, das unser Kleid von dem Rest unterscheidet. Dieses Ziel haben wir in meinen Augen definitiv erreicht, sogar ein wenig besser, als ich es mir vorgestellt habe, vor allem durch die kleinen Details. Der Arbeitsaufwand hierfür war jedoch enorm. Mehrere Tage sind neben der normalen Schulzeit von uns verwendet worden und haben uns viel Kraft gekostet. Mit unserm Endergebnis bin ich mehr als zufrieden.
Mathilda Schiller | ku2Abi25
Papperdresses | Leo Hasner
Papperdresses | Tina Leypold
Eine Auseinandersetzung mit der Mode aus der Gründungszeit unseres Gymnasiums
Die Aufgabe im Kunstunterricht vom 10.01. bis 06.05.2024 bestand darin, ein Kleid im Stil des Barock aus Papier zu entwerfen und umzusetzen. Das gegebene Arbeitsmaterial war Packpapier in zwei Brauntönen aus der Jass-Papierfabrik. Zusammen mit zwei anderen Mädchen aus meinem Kunstkurs hatte ich das Ziel, ein prunkvolles Kleid mit vielen Verzierungen zu kreieren, das einer adeligen Dame gerecht wird und ihren Wohlstand durch die Größe des Rockes und viele Verzierungen widerspiegelt.
Zur Ideenfindung begannen wir mit Skizzen von verschiedenen Ansichten, die ich mit meinen Teampartnerinnen in den ersten beiden Stunden anfertigte. Wir überlegten, was mit dem Papier machbar scheint und was nicht, für welche Details wir andere Materialien verwenden müssen oder wie es uns gelingt, das Kleid tragbar und stabil zu machen. Inspiriert wurden wir von Abbildungen historischer Rokoko-Kleider und anderer unverzichtbarer barocker Accessoires, wie der Faltung der Fächer und Schleifen am Rücken. Wir recherchierten außerdem Werke von Künstlern bzw. Modedesignern, welche ebenfalls Kleider aus Papier entwarfen und im Internet veröffentlichten (siehe Skizzenbucheintrag vom 10.01.). Für die Ärmel übernahm ich Ideen von einer vorherigen Konstruktion, die ich im Kunstunterricht bereits an einer kleinen Puppe entworfen hatte. Die Idee für das Korsett greift ein Bild aus dem Internet auf. Die Korsettkonstruktion aus Zeitung und Kleister überlegten wir uns selbst, da uns dies am einfachsten und genauesten erschien, damit das Oberteil der Passform meines Oberkörpers entspricht und stabil genug ist.
Von der Planskizze zur praktischen Umsetzung veränderten wir einige Details, um die Stabilität unseres Modells zu verbessern. Die Gestaltung des großen Rocks beispielsweise stellte schnell ein Problem dar. Wir entschieden uns letztlich dafür, den Rock aus mehreren Lagen zu gestalten. Rosen aus braunem Jasspapier wurden von uns durch weiße Rosen aus Taschentuchpapier ersetzt, da diese leichter sind, einfacher zu formen sind und gleichzeitig als Akzentfarbe dienen. Papiergestaltungstechniken wie Falten und Knüllen fanden in unserem Modell oft Verwendung, da sie eine tolle Optik, Stabilität und besondere Struktur bieten, einfach umgesetzt werden können und zum verspielten Barockstil passen. Zusätzliche Materialien wie Draht für den Reifrock erwiesen sich rückblickend als sehr nützlich.
Am 20. März begannen wir mit der Arbeit an unserem Reifrock aus Draht, den wir an einer Kleiderpuppe befestigten. Große Papierstücke wurden schichtweise und Stück für Stück an dem Gestell mit Klebeband angebracht und die einzelnen Papierstücke mit Tackernadeln aneinander befestigt. Wir bemerkten schnell, dass der Rock zu groß geraten war und das Drahtgestell an meiner Hüfte nicht hielt. Dieses Problem lösten wir später durch einen Gürtel, den wir mit Formdraht am Gestell befestigten.
Für die Ärmel des Oberteils verwendete ich viele Papierstreifen, die mit Klebeband an der Rückseite verstärkt wurden, um ein Einreißen zu verhindern. Ich befestigte sie so am Korsett, dass sie wie große Puffärmel wirkten, die nach meiner Recherche ein bedeutendes Merkmal der barocker Kleider sind.
Weitere Verzierungen wie z.B. größere und kleinere Fächer vorn am Kleid und die Schleifen am Rücken wurden ebenfalls gefertigt und mit Kleber befestigt. Die Schleifen formten wir aus Küchenrolle, da diese einfach zu bearbeiten war und uns das Weiß gleichzeitig als Akzentfarbe diente. Die drei größeren Papierbahnen an der Rockoberseite verzierten wir mit dem Spitzenrand von weißer Tortenspitze. Die letzten Anpassungen zur Befestigung des Rocks und das Hinzufügen weiterer weißer Details aus Taschentüchern führten am 6. Mai zur endgültigen Fertigstellung des gesamten Kleides.
Für die Präsentation des Kleides besuchte ich das Residenzschloss Heidecksburg, um das Kleid in einem passenden Ambiente zu fotografieren. Die Mitarbeiter waren so begeistert, dass sie mich kostenlos in das Museum baten, um dort Fotos zu machen, da es ganz zu ihrer Ausstellung „Rococo en miniature“ passte. Unser Modell soll Eleganz und Opulenz vermitteln und die Pracht des Barock abbilden. Daher entschieden wir uns für den Titel: „Adelige Pracht: Ein barockes Papierkleid für die Dame“.
Rückblickend war der Arbeitsprozess an diesem Projekt herausfordernd, aber auch lehrreich; er half mir, die Grenzen und Möglichkeiten des Materials Papier zu erproben. Noch viel wichtiger erscheinen mir aber die Erfahrungen mit unserem Zeitmanagement und das kreative Zusammenarbeiten mit meinen Mitschülern. Das Endergebnis entspricht in vielen Bereichen unseren Vorstellungen und gänzlich der Ästhetik des Barock.
Tina Leypold | ku2 Abi25